Die Nacht über machte ich kein Auge zu. Mein Versuch, einen
klaren Gedanken zu fassen, war vergeblich. Über zu vieles grübelte ich nach,
trotzdem versuchte ich ruhig zu bleiben, was gar nicht so einfach war.
Am nächsten Morgen
verhielt ich mich normal, so gut es ging, denn einen Fehler zu machen, konnte
ich mir nicht mehr leisten. Zu groß war die Gefahr, dass ich da sonst nicht
mehr heil raus kommen würde. Beim Frühstück schaute Heinrich mir mit einem Gesichtsausdruck
in die Augen, von dem man lesen konnte, dass ich Angst haben soll. Doch seine
Frau bemerkte nichts, aber ich glaube, dass sie es einfach nur nicht sehen
wollte.
Als wir fertig waren
mit frühstücken, ging Heinrich in den Garten, um Rasen zu mähen und seine Frau
fuhr los zum Einkaufen. Sie fragte mich noch, ob ich mitkommen möchte, aber ich
lehnte ab.
Ich dachte, ich nutze
die Gelegenheit nochmal, um mich heimlich zu Dajas Mutter zu schleichen.
Die Gefahr, dass Heinrich ´was mitbekommen würde, war zwar
groß, aber ich alleine wusste nicht wie ich handeln sollte, denn Birgit hatte
er ja auch gedroht und ich wollte sie auf keinen Fall in Stich lassen. Darum
musste ich dringend mit ihr zusammen überlegen was wir machen können.
Das war schwierig, denn die Angst, jetzt falsch zu handeln, war schon riesig;
unser Leben wahr ja schließlich in Gefahr. Leise klopfte ich an ihre Haustür
und dann machte sie mir auf, sie ließ mich leise ins Haus und ging mit mir ins
Wohnzimmer, denn von da aus hätte man uns nicht vom Garten, von Magrit und
Heinrich, sehen können. Sie war nicht gerade erfreut darüber, dass ich gekommen
war, denn Heinrich hatte es geschafft, dass sie Angst bekam, durch seine
Drohung. Birgit erzählte mir alles nochmal genau und dann überlegten wir uns ´was.
Danach ging ich wieder aus der Hintertür raus und über die Straße wieder zurück. Wir
hatten beschlossen, die Polizei zu informieren, woraufhin Birgit sich nach
langer Überlegung einließ. Sie rief ihren Mann an, der zurzeit noch auf Arbeit
war, um ihm zu sagen, was wir besprochen hatten und bittet ihn Daja zu holen,
um mit ihr zu ihren Großeltern zu fahren. Dort sollten sie bleiben, bis alles
vorbei ist, doch soweit kam es nicht. Heinrich fing Daja und ihren Vater ab,
dann brachte Heinrich Daja zurück in das Haus ihrer Eltern und Dajas Vater
schleppte er in sein Fahrzeug, zu der Halle in der mich Heinrich fest hielt.
Dort fesselte er ihn und stach ihn mit einem Messer in die Hand. Daraufhin
sagte er: “Ein Leben mit Glück bekommt man nicht einfach so!“ Dann fuhr er
wieder zurück und fing an, uns zu suchen, denn wir nahmen uns Daja und
versuchten schnell da weg zu kommen und hofften, dass wir schnell die Polizei
erreichten. Wo Heinrich mit Dajas Vater hin war, wusste ich ja, und wir waren
damit zum Glück einen Schritt weiter als Heinrich. Wir gingen so schnell wie möglich
zur Polizei und erzählten alles. Durch Funk gaben sie gleich seine
Personenbeschreibung durch und wo man Heinrich finden würde.
Zwei Monate später. Ich hatte Anzeige erstattet, und nun
stand die Gerichtsverhandlung vor der Tür.
Ich war aufgeregt, denn ich wollte, dass er dafür hart
bestraft wird. Inzwischen wusste man, dass dieses andere Mädchen tot ist. Man
fand es nicht weit von der Stelle weg, wo man mich fand. Sie war verblutet. Dann
saßen wir im Gerichtsgebäude und ich musste mir mit anhören, was für eine milde
Strafe er bekam. Sechs Jahre und drei Monate, so gut wie nichts – das
wahrscheinlich noch bei guter Führung, am Ende mit Bewährung.
Die Jahre vergingen. Birgit und ich hatten uns inzwischen
angefreundet. Daja wurde nun schon fünf Jahre alt. Uns war klar, dass Heinrich
bald wieder frei sein und ziemlich sauer darüber sein würde, dass ich ihn
angezeigt habe. Und auch Birgit hatte Befürchtungen, obwohl sie keine Anzeige
gemacht hatte. Ihre Angst war da schon zu groß, dass Heinrich sich später rächen
könnte. Als ich mich damals rüber zu Birgit schlich, hatten wir uns was
überlegt, und nun war es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir dieses umsetzen
konnten.
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